Die Kraftwagengesellschaft Ruhr-Wupper

Warum fuhr die Bogestra eigentlich nach Wuppertal? Was machen Bogestra-Busse am Durchholzer Platz? Ein paar Dokumente und Bilder aus der Geschichte dieses Unternehmens.

Aus: "Fahrgeldtarif der Wuppertaler Bahnen AG und der Kraftwagengesellschaft Ruhr-Wupper m.b.H.", Ausgabe 1. Juli 1941
Die damalige Endstelle "Bochum (Zur Uhle)" lag im Bereich des heutigen Dr. Ruer. Platzes im Herzen der Bochumer Innenstadt. Die Haltestelle war nach der gleichnamigen Gaststätte benannt, die noch heute am selben Ort existiert.

Aus: "Fahrplan Bochum-Gelsenkirchener Strassenbahnen A.-G.", Ausgabe 14. Oktober 1956
Der Neuaufbau in Bochum wurde dazu genutzt, den bisherigen und sich etwas Abseits befindlichen Hauptbahnhof zu verlegen, zudem war der alte Standort im Bereich des heutigen Konrad-Adenauer-Platz bzw. Bermuda-Dreieck räumlich zu sehr begrenzt. Bis zur Eröffnung des neuen und nun zentraler gelegenen Hauptbahnhofes im Jahre 1957 fuhr die KRW auch weiterhin direkt in die Bochumer Innenstadt. Zusammen mit dem neuen Hauptbahnhof wurde dort auch ein großzügiger Zentraler Omnibusbahnhof gebaut, an dem die Linie der KRW fortan endete.


Fahrschein aus Drucker vom Typ "Almex" aus dem Jahre 1968


Aus: "Bogestra Jahresfahrplan 1970/1971", Ausgabe 31. März 1970
Nach der Auflösung der KRW und Aufteilung der Linien zwischen Bogestra, Wuppertaler Stadtwerke (WSW) und Essener Verkehrs AG (EVAG) gestaltete sich der Fahrzeugeinsatz auf diesen Linien wie folgt:

Linie 31 (VRR 331): Fahrzeugeinsatz durch Bogestra, Betriebshof Weitmar
Linie 32 (VRR 332): Gemeinschaftsverkehr Bogestra und WSW; Fahrzeugeinsatz durch Bogestra, Betriebshof Weitmar und WSW
Linie 33 (später Teil der Linien 50 und 79 bzw. VRR 350 und 379): Fahrzeugeinsatz durch Bogestra, Betriebshof Witten
Linie 35 (VRR 335): Fahrzeugeinsatz durch Bogestra, Betriebshof Weitmar
Linie 41 (VRR 141): Gemeinschaftsverkehr Bogestra und EVAG; Fahrzeugeinsatz durch Bogestra, Betriebshof Weitmar und Privatunternehmen i.A. Bogestra
Linie 47 (VRR 647): Gemeinschaftsverkehr Bogestra und WSW; Fahrzeugeinsatz durch WSW
Linie 59 (VRR 359): Gemeinschaftsverkehr Bogestra und EVAG; Fahrzeugeinsatz durch Bogestra, Betriebshof Weitmar und Privatunternehmen i.A. Bogestra
Linie 66 (VRR 166): Gemeinschaftsverkehr Bogestra und EVAG; Fahrzeugeinsatz durch EVAG
 
Die erste Schnellbuslinie im VRR-Fahrplanbereich 3, die am 1. Oktober 1990 eröffneten Linie SB 37 von Ennepetal-Busbahnhof nach Bochum Hbf brachte eine markante Änderung mit sich: Es verkehrten keine Wuppertaler Busse mehr nach Bochum! Die Linie 332 wurde zu diesem Zeitpunkt auf den Abschnitt Wuppertal-Barmen bis Hattingen Reschop ZOB vekürzt. Die neue Linie SB 37 verkehrte fortan im Gemeinschaftsverkehr Bogestra und VER; der Fahrzeugeinsatz erfolgte durch Bogestra, Betriebshof Weitmar und Vergehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER).

Die Verlegung der Bochumer Straßenbahnlinie 308 zum ZOB bei gleichzeitiger Einführung des 10-Minutentaktes in der Relation Bochum-Hattingen führte zu einer Neuordnung der Linienkonzessionen. Die Karten wurden neu gemischt. Ab dem 28. Mai 1995 gestaltete sich der Fahrzeugeinsatz auf den ehemaligen KRW-Linien dergestalt:
Linie 331: Konzession an VER; Fahrzeugeinsatz durch VER
Linie 332: Linienverkürzung auf den Abschnitt Wuppertal-Barmen - Hattingen ZOB (siehe SB 37), Gemeinschaftsverkehr nun WSW und VER; Fahrzeugeinsatz durch WSW
Linie 335: Konzession an VER, Fahrzeugeinsatz durch VER
Linie 141: Gemeinschaftsverkehr Bogestra und EVAG; Fahrzeugeinsatz durch Privatunternehmen i.A. Bogestra
Linie 647: Gemeinschaftsverkehr nun WSW und VER; Fahrzeugeinsatz durch WSW
Linie 359: Gemeinschaftsverkehr Bogestra und EVAG; Fahrzeugeinsatz durch Privatunternehmen i.A. Bogestra
Linie 166: Konzessionsanteile an EVAG; Fahrzeugeinsatz durch EVAG (Verlängerung nach Bottrop bereits 1983)

Die Omnibusse der KRW
KOM 7008 der KRW am Busbahnhof des neuen Bochumer Hauptbahnhofs
Die mit der WSW eng verflochtetene KRW lehnte sich auch in der Fahrzeugbeschaffung eng an das Mutterhaus an. So waren die Busse bis 1953 in die laufende Fahrzeugnummerierung der WSW mit einbezogen. Erster Neuzugang nach dem Krieg war im Jahre 1947 ein Büssing 5000 T. Als KOM 57 war er bis 1957 im Einsatz. Der Entwickung im Fahrzeugbau folgend erreichten 1950 vier Büssing Unterflurbusse vom Typ 5000 TU den Fahrzeugbestand. Die KOM-Nummern 63 bis 66 tragend bekamen sie von 1957 bis 1959 neue Aufbauten. KOM 66 erhielt seinen Zweitaufbau 1957 von der Firma Ludewig in Essen, die übrigen drei dieser Serie erhielten 1959 ihren neuen Aufbau von der Kölner Firma Peter Bauer. So fitgemacht erfolgte ihre Ausmusterung erst zwischen 1967 und 1969. Zwei Außenseiter waren die unter den Wagennummern 89 und 90 im Jahre 1952 eingereihten Henschel HS 140 N mit Kässbohrer-Aufbauten, die jedoch bereits 1957 wieder verkauft wurden. 1953 und 1954 folgten je zwei weitere Unterflurbusse, diesmal vom Typ Büssing 6000 T. Sie erhielten Aufbauten von Ludewig. Die zwei 1953 beschafften Busse erhielten die Nummern 99 und 100. Mit den beiden 1954 beschafften Bussen erhielten die KRW-Busse Betriebsnummern nach einem neuen Schema, 7001 und 7002. Zwischen 1964 und 1965 wurden die 6000er ausgemustert. Die anschließenden Nummern 7003 bis 7006 erhielten 1955 vier Büssing 6500 T, die diesmal mit Werksaufbauten ausgeliefert wurden. Sie blieben bis spätestens 1968 im Bestand. Im Jahr darauf folgten drei Büssing widerum mit Ludewig-Aufbauten. KOM 7009 aus diesem Jahr blieb bis 1969 im Bestand. Die KOM 7007 und 7008 werden weiter unten beschrieben. Der unvermeidliche Mercedes-Benz O 321 H, einer der meistverbreiteten Bustypen seiner Zeit, kam ab 1957 auch bei der KRW zum Einsatz. KOM 7201 entsprach dem längeren Typ O 321 H-L, er blieb bis 1969. Ludewig-Aufbauten trugen die 1958 beschafften Büssing-Busse mit den Nummern 7202 und 7203, die ebenfalls bis 1969 im Bestand blieben.
Alle ab 1961 beschafften Eindeck-Omnibusse gingen nach Auflösung der KRW im März 1970 in das Eigentum der Bogestra über:
KRW-KOM 7204 wurde Bogestra-KOM 501, ein MB O 322. Der im Dezember 1961 erstzugelassene Bus wurde im Juni 1974 abgemeldet.
KRW-KOM 7205 wurde Bogestra-KOM 502, ein MB O 321 H. Erstzulassung im Januar 1963, Ausmusterung Bogestra im Dezember 1972.
KRW-KOM 7205 wurde Bogestra-KOM 502, ein MB O 321 H. Erstzulassung im Januar 1963, Ausmusterung Bogestra im Dezember 1972.
KRW-KOM 7010 und 7011 wurden Bogestra-KOM 503 bis 504, zwei Büssing 14 RU 10 MR vom März 1961. Ausmusterung bei der Bogestra im Juni 1974.

KRW-KOM 7012 wurde Bogestra-KOM 505, ein Büssing Präsident 14 vom Oktober 1961. Ausmusterung bei der Bogestra im Dezember 1974.

KRW-KOM 7013 und 7014 wurden Bogestra-KOM 506 und 507. Ebenfalls Büssing Präsident 14, EZ. 02.1964, a 12.1974 bzw. 08.1972.

Bemerkenswert war noch die Umlackierung der Busse 501 und 503 in die dunkelgrün/elfenbein-Hausfarbe der Bogestra.

 
Die bei der Typenbeschreibung oben ausgelassenen Busse 7007 und 7008 stehen für eine Busbauart, die für viele bundesdeutsche Städte stadtbildprägend waren: Anderthalbdecker! Für ihre wichtigste Linie, eben die Verbindung Bochum - Wuppertal, hatte die KRW insgesamt sechs Büssing/Ludewig Anderthalbdecker im Bestand.

KOM 7007 und 7008 von 1956 wurden später in 7601 und 7602 umgenummert und bereits 1964 bzw. 1963 wieder verkauft. Sie waren vom Typ Büssing TU 11 Verbund.

1962, 1963 und 1965 folgten die Busse 7603, 7604 und 7605 bis 7606. Die beiden erstgenannten waren auf dem Büssing 13 RU 11-Chassis aufgebaut. Die Busse 7605 und 7606 hießen Büssing Präsident Verbund, wobei das Fahrgestell in Verbundbauweise den vorangegangenen Typen entsprach. Die vier neuesten Anderthalbdecker gingen nach Liquidation des Unternehmens an die Wuppertaler Stadtwerke, die sie unter den Betriebsnummern 1603 bis 1606 in zweiter Besetzung in ihren Bestand einreihte.

Die Ausmusterung für KOM 1603 und 1604 erfolgte 1971 bzw. 1970. Die Busse 1605 und 1606 hatten noch eine Mutation vor sich: Von Vetter erhielten sie 1971 neue Aufbauten, alledings nicht als Anderthalbdecker. Die Nachlaufachse wurde entfernt und eine dem VÖV-Standardbus entsprechende Karosserie aufgebaut. Unter den neuen Betriebsnummern 1003 und 1004 wurden sie bis Ende der 1970er Jahre eingesetzt.


Auf den Spuren der KRW in Herbede
In Herdecke am Durchholzer Platz trafen sich KOM 194 der VER und KOM 8509 der Bogestra.
Am 26. September 1998 wurde der nur wenige Male am Tag verkehrende Abschnitt der Linie 557 zwischen Hasslinghausen Busbahnhof und Durchholzer Platz eingestellt.
Wenn im Ruhrgebiet der Schnee nur als Matsch nieder kommt, auf den Höhen südlich der Ruhr bleibt er liegen! Hier quert KOM 8604 auf den Spuren der alten Linie 33 das Vormholz in Herbede.