Bogestra: Die Normalbusse der ersten VÖV-Generation

Von 1969 bis 1984 währte die Beschaffung neuer Busse, die den VÖV-I Kriterien entsprachen. 258 Stadtbusse verschiedener Typen und 5 Überlandbusse wuden in den Bestand eingereiht. Zwischen 1979 und 1983 bestand der Fuhrpark ausschließlich aus Omnibussen der ersten VÖV-Generation.

KOM 401 bis 403: MAN 750 HO SL
KOM 402 vor der Bogestra Hauptverwaltung in Bochum

Im Juni 1969 begann mit der Indienststellung zweier MAN 750 HO-SL das VÖV-Zeitalter bei der Bogestra. Im Gegensatz zu dem im Oktober des Jahres ausgelieferten Bus gleichen Typs besaßen sie die auf 160 PS eingestellte kleine 7-Liter Maschine. Dieser Motor war bei der Bogestra schon seit Jahren in den Metrobussen eingebaut. Der nachgelieferte Bus besaß die große 10,5-Liter Maschine, wie sie später bei der Bogestra nur noch bei den MAN 890 SG bzw. SG 192 zum Einsatz kam. Alle drei Busse gehörten zur allersten Serie dieses ersten MAN-Standardbusses und unterschieden sich auch äußerlich von den späteren Baujahren. Die charakteristische eckige Dachkante an Front und Heck sowie die fehlende Sicke unterhalb des Frontlinienkastens waren ein Merkmal, woran man auch die ersten MB O 305 erkennen konnte.

Zugelassen waren die drei Erprobungsfahrzeuge in Bochum, ihre Ausmusterung erfolgte im Dezember 1979 für KOM 401 und 402, während KOM 403 ein Jahr länger bis Dezember 1980 im Linieneinsatz war.


KOM 404 bis 405 :Büssing BS 110 V
Der BS 110 V im Styling seines Vorgängers

Die nächsten VÖV-Busse der Bogestra wurden im August 1969 geliefert. Die Büssing BS 110 V besaßen noch den vom Präfekt 13 Standard bekannten Windlauf mit den charakteristischen Doppelscheinwerfern. Als Motortyp kam bei diesen Bussen der Büssing U 7 D mit 156 PS zum Einbau.

Ihre Außerdienststellung erfolgte im Dezember 1980, zugelassen waren sie in Bochum.


KOM 406 bis 407: MB O 305
Einer der beiden Dachkanten-O 305er der Bogestra

Um zu erproben, welcher Hersteller bei späteren Lieferungen zu bevorzugen ist, wurden von allen Firmen die VÖV-Busse mit wassergekühlten Dieselmotoren herstellten Musterfahrzeuge angeschafft. Nach 17-jähriger Pause kaufte die Bogestra im September 1969 somit auch wieder zwei Mercedes-Benz Omnibusse. Die Erprobung verlief für den MB O 305 zunächst negativ, weitere Neufahrzeuge dieses Herstellers wurden erst wieder ab 1980 beschafft. Die 1969er Exemplare jedenfalls waren zeittypiche Dachkanten-O 305er.

Die Bochumer Zulassung endete im Dezember 1979.

Irgendwie anders: KOM 407 am Ende seiner Tage als Paketbus

KOM 408 bis 412 und KOM 418 bis 420: Büssing BS 110 V

Die Serienlieferung von VÖV-Bussen setzte im August 1970 mit fünf Büssing BS 110 V ein. Die Bogestra hatte sich für die Zukunft für Busse der Hersteller Büssing und MAN entschieden, also für die Hersteller, die auch bislang als Hauslieferanten galten. Während die nun gelieferten Büssing karosserieseitig "echte" BS 110 V waren, besaßen sie als Novum den neuen Fünfzylinder-Diesel U 10 D 5 mit 176 PS im Heck. Im November 1970 folgte eine drei Busse umfassende zweite Lieferung dieses Typs. Eingesetzt wurden die in Bochum zugelassenen Busse zumeist von Witten aus. Dies blieb so bis zu ihrer Ausmusterung, die zwischen Januar und Mai 1982 erfolgte. Lediglich KOM 419 wurde nach einem Unfall schon im November 1980 außerdienst gestellt.


KOM 413 bis 417 und KOM 421 bis 423: MAN 750 HO SL
KOM 413 aus der ersten 750 HO-SL Serienlieferung auf dem Betriebshof Bochum-Altenbochum

Die ersten Serienexemplare des MAN 750 HO-SL für die Bogestra wurden ebenfalls im November 1970 indienst gestellt. Den fünf Bussen folgten im Dezember 1970 drei weitere. Bei MAN entschied sich die Bogestra für den kleineren D 0846 HM Motor mit 160 PS.

Die in Bochum zugelassenen Busse blieben bis zum Jahr 1982 im Bestand, ihre Ausmusterung verteilte sich über das ganze Jahr.


KOM 424 bis 443: MAN 750 HO SL

1971 traf dann auch endlich die erste Großlieferung von VÖV-Bussen bei der Bogestra ein. Wie schon bei der vorangegangenen Lieferung kam auch bei diesen MAN 750 HO-SL der D 0846 HM Motor mit 160 PS zum Einbau. Die 20 Exemplare wurden im Oktober in Gelsenkirchen zugelassen. Stationiert hingegen waren sie auf allen Betriebshöfen der Bogestra.

Die Ausmusterung begann im Dezember 1982 und war erst im März 1984 abgeschlossen.


KOM 444 bis 468: MAN SL 160

Im Jahr 1972 stellte MAN sein System der Typenbezeichnungen um. Die bislang an die Bogestra gelieferte 160 PS-Variante des 750 HO-SL hieß nun SL 160. Dies ist auch schon der einzige Unterschied der zwischen Juli und August 1972 in Gelsenkirchen zugelassenen Busse zu den vorangegangenen Serien.

Ausgemustert wurden sie zwischen Dezember 1983 und März 1986, lediglich KOM 455 schwebte nach einem Unfall schon im Februar 1981 in den Omnibushimmel.


KOM 469 bis 494: MAN SL 192

Das Jahr 1974 brachte der Bogestra nicht nur eine neue Lackierung, auch wurden so viele Busse wie noch nie in einem Jahr beschafft. Insgesamt waren es 82 Busse, davon 67 SL, 13 SG und zwei SÜ. Den Auftakt hierzu bildeten im Mai 1974 26 MAN SL 192. Entgegen der Typenbezeichnung, die auf eine Leistung von 192 PS schließen läßt, betrug ihre Kraft lediglich 160 PS! Der "Diesel"-Schriftzug auf der Frontklappe wurde durch den Braunschweiger Löwen ersetzt. Die KOM 469 bis 483 bekamen Bochumer Zulassungen, während die der KOM 484 bis 494 auf WAN für Wanne-Eickel lautete. Zwei Busse dieser Serie, KOM 482 und 483 bekamen eine Ganzreklame.

Die letzten Vertreter dieser Serie hielten sich bis März 1987, begonnen hatte die Ausmusterung dieser Serie bereits März 1986.


KOM 100 bis 102: MAN 750 HO SÜ
Stülb-KOM 101 auf seiner Stammlinie nach Wuppertal am neuen ZOB Bochum Hbf

Die Bogestra übernahm 1970 Teile des Betriebsgebietes der Kraftverkehr-Ruhr-Wupper. Insbesondere die Linie Bochum-Wuppertal erforderte nun einen Ersatz der mit von der KRW übernommenen Überlandbusse. Die Bogestra entschied sich für drei MAN 750 HO-SÜ, dem "Stülb" (Standard-Überlandlinienbus) aus dem Hause MAN. Als Motor kam hier der MAN D 2356 HMXU mit 230 PS Leistung zur Verwendung. Ursprünglich mit Schaltgetriebe versehen, mehrten sich Getriebausfälle durch Fehlbedienung. Offenbar fiel den Fahrern die Umgewöhnung von Automatik auf "Rühren" schwer. Alle MAN Stülb erhielten daher das halbautomatische ZF-Hydramatik Getriebe vom Typ ZF 3HM-60 nachgerüstet. Charakteristisch hierfür war der auf einer Konsole angebrachte "Joystick", mit dem die Gänge ohne mit dem linken Fuß zu kuppeln eingelegt werden konnten. Die im Juli 1972 mit WIT-Kennzeichen in den Bestand übernommen Busse kamen bis in die 1980er Jahre vom Betriebshof Bochum-Weitmar aus überwiegend auf der als Linie 32 bzw. 332 bezeichneten Verbindung nach Wuppertal zum Einsatz, ehe sie im Einsatzwagenverkehr aufgebraucht und im März 1986 verkauft wurden.


KOM 103 bis 104: MAN SÜ 230

Im Juni 1974 wurden als Ergänzung des Überlandbusbestandes zwei weitere MAN Stülb, nun MAN SÜ 230 genannt, in Bochum angemeldet.

Ihre Ausmusterung erfolgte zwischen September und November 1986.


KOM 110: MB O 305
Der weiße "MB SL 200" als Einsatzwagen in Bochum-Werne unterwegs

KOM 110 wurde ursprünglich als Vorführwagen im Dezember 1980 in Bochum zugelassen. Bis zu seiner Ausmusterung 1993 blieb der weißlackierte Bus dann bei der Bogestra in Witten hängen.

Gegen Ende seiner Bogestra-Laufbahn wurde er ein zweites Mal zum guinea-pig: Er bekam den MAN D 2566 MUH-Motor von KOM 238 eingebaut, um Verbrauchstests durchzuführen.


KOM 120 bis 122: MAN SL 200

Die ersten Vertreter des MAN Typs SL 200 nahm die Bogestra im Juni/Juli 1974 in Betrieb. Es waren gleichzeitig auch die letzten Normalbusse in der alten dunkelgrün/elfenbein Lackierung.

In der Aufteilung der Sitze unterschieden sie sich von den vorangegangenen und nachfolgenden MAN VÖV-Bussen. Sie wiesen im hinteren Bereich eine Stuhlreihe weniger auf und hatten somit statt der üblichen 37 Fahrgastsitze nur 32. Aufgrund des etwas höheren Komforts wurden sie gerne von Witten aus auf den ländlichen Linien der Bogestra eingesetzt. Neu beim SL 200 war der Kraftstrang: Die Hinterachse war nun eine Außenplaneten-Achse und als Motor kam der Typ D 2556 MXUH zum Einsatz, dessen Leistung hier auf 175 PS eingestellt war. Als Getriebe kamen nun anstelle der bisherigen Voith-Diwabus Getriebe solche der MAN-eigenen Marke Renk zum Einbau, sie waren vom Typ Doromat 873A. Der MAN SL 200 wurde übrigens nicht wie die vorangegangenen Typen im bisherigen MAN-Omnibuswerk in Penzberg gebaut, seine Fertigung erfolgte im ehemaligen Büssing-Werk in Salzgitter.

Die Bochumer Kennzeichen behielten diese Busse bis zu ihrer Ausmusterung im November 1986.


KOM 123 bis 160: MAN SL 200
KOM 152 neben KOM 78 auf dem alten Btf. Eickel

Zum Jahresende 1974 folgte schließlich eine weitere Serie MAN SL 200. Die 38 Busse waren nun erstmalig in den neuen Bogestra Farben coloradogelb/türkis lackiert. Auch der Fahrgastraum wurde nun zeitgemäß gestaltet. Mußte der Fahrgast bislang auf dunkelgrünen Kunstlederpolstern sitzen und waren Wand- und Deckenverkleidung sowie die Stangen bislang hellgrau, so war von nun an auch der gesamte Innenraum in coloradogelb bzw. orange gehalten. Nach den dreitürigen Metrobussen hatte sich die Bogestra wieder ein unverwechselbares Charakteristikum geschaffen. Die Leistung des D 2556 MXUH-Motors betrug diesmal 192 PS. KOM 160 besaß eine Ganzreklame.

Die Ausmusterung dieser in Bochum zugelassenen Serie begann im November 1986 und war im April 1989 abgeschlossen.


KOM 161 bis 189: MAN SL 200
Der Fortschritt folgt... KOM 175 vor einem neuen Niederflurbus am Busbahnhof in Gelsenkirchen

Im Dezember 1975 wurden weitere 29 Exemplare MAN SL 200 in gleicher Ausführung wie die Vorjahreslieferung auf Bochumer Kennzeichen zugelassen, wovon die KOM 166 und 173 zwischenzeitlich eine Ganzreklame trugen.

1990 wurde die Serie ausgemustert.


KOM 190 bis 217: MAN SL 200
KOM 206 erhielt nach einer Ganzreklame eine ungewöhnlich lackierte Front

Neben einer höheren Motorleistung von 220 PS aus dem Motortyp D 2566 MUH unterschied sich diese 28 Fahrzeuge umfasende Serie, die im Dezember 1978 geliefert wurde, durch das EN-Kennzeichen des Ennepe-Ruhr-Kreises von den vorangegangenen Serien. Ganzreklamewagen waren KOM 192 und 206.

Ausgemustert wurde diese Serie zwischen 1990 und 1993.


KOM 218 bis 222: MAN SL 200
Wagenmangel auf der U 35: Ein neuartiger Stadtbahnwagen im Einsatz

Lediglich fünf Busse umfasste die Jahreslieferung 1979, die im Dezember auf BO-Kenzeichen angemeldet wuden. Als Besonderheit hatten sie Plastik-Schalensitze mit Velourspolsterkissen, bei der Motorisierung kehrte die Bogestra wieder auf 192 PS zurück, die den D 2566 MUH-Motoren entlockt wurde. Als Getriebe kam das weiterentwickelte Renk Doromat 874A zum Einbau und wurde zum Bogestra-Standard für die nächsten Jahre.

Zwischen 1990 und 1994 wurden die Kleinserie ausgemustert.


KOM 223 bis 238: MAN SL 200
KOM 225 neben dem KREVAG 1½-Decker 5553 am Bahnhof Bochum-Langendreer

Speziell für den Einsatz auf den von Witten ausgehenden Linien mit Überlandcharakter wurden im Oktober 1980 16 Busse geliefert, die sich durch ihre Innenausstattung von den übrigen Bussen abhoben. Alle Sitze waren in Fahrtrichtung und auf Podesten angeordnet, die Seitenwände waren innen mit Teppichvlies ausgekleidet und die Sitze selbst hatten nun einen kompletten Bezug aus Velours. Ab diesem Jahr hatten nun endlich alle auch später beschafften MAN SL 200 die in der Typenbezeichnung versprochene Leistung von 200 PS! Der KOM 223 besaß zeitweise eine Ganzreklame. Bemerkenswert ist noch der Motortausch von KOM 238 und KOM 110. Um Verbrauchstests zwischen MAN- und Mercedes-Motoren durchzuführen, bekam er den Mercedes-Benz OM 407 hxI-Motor von KOM 110 eingebaut, welcher wiederum die MAN-Maschine von KOM 238 erhielt.

Zugelassen in Bochum erfolgte die Ausmusterung dieser Serie zwischen 1990 und 1994.


KOM 239 bis 250: MAN SL 200
In der Wendeschleife am Wanne-Eickeler Hauptbahnhof wartet KOM 240 auf seine Weiterfahrt

Im November 1981 folgten 12 weitere MAN SL 200 in "Überlandausführung". Auch antriebstechnisch waren sie wie die Vorjahresserie ausgestattet, allerdings mit zwei Ausnahmen. KOM 249 und KOM 250 waren als Fahrschulbusse vorgesehen. Sie erhielten anstelle des Renk Doromat 874A Getriebe von ZF. In KOM 249 war eines vom Typ ZF 4HP500 eingebaut, KOM 250 hatte mit seinem ZF 5HP500 einen Gang mehr.

Zwischen 1994 und 1995 erfolgte die Ausmusterung dieser in Gelsenkirchen zugelassenen Serie.


KOM 251 bis 258: MAN SL 200
Als Einsatzwagen in Witten-Heven unterwegs ist hier KOM 252

Bei dieser acht Busse umfassenden Serie von November 1982 kehrte die Bogestra wieder zum VÖV-Bestuhlungsplan unter Beibehaltung der Velourspolster zurück, allerdings waren nun im hinteren Bereich des Fahrgastraumes keine vis-a-vis-Plätze mehr vorgesehen. Die Busse waren bis zu ihrer Ausmusterung zwischen 1995 und 1997 mit ihren Bochumer Kennzeichen in Witten stationiert.

Anläßlich des 100-jährigen Geburtstages der Bogestra wurde KOM 258 zum Infobus umgebaut und ist seitdem unter dem Jubiläumskennzeichen BO-GE 96 im Einsatz.


KOM 8301 bis 8316: MAN SL 200
KOM 8314 in der alten Wendeschleife Witten-Bommern Denkmal

1983 führte die Bogestra ein neues Betriebsnummernsystem ein, in dem auch das Baujahr bzw. Bestelljahr enthalten ist. Im November 1983 wurde in Bochum die Jahresbeschaffung SL 200 zugelassen. Während die ersten fünf Busse dieser Serie ein ZF 5HP500-Getriebe eingebaut bekamen, erhielten die Übrigen das bewährte Renk 874A-Getriebe. KOM 8302 besaß eine Ganzreklame. Die Fahrzeuge wurden zwischen 1998 und 1999 ausgemustert und verkauft.


KOM 8401 bis 8408: MAN SL 200
KOM 8407 auf Wendefahrt in der Lütgendortmunder Innenstadt
Den Abschluß der SL I bei der Bogestra bildete die im November 1984 gelieferte Serie. Offenbar bewährte sich auch das ZF 5HP500-Getrieb im Betriebseinsatz denn auch diese Serie bekam wieder diesen Schaltautomaten. Ansonsten entsprach diese Serie der 1983er Lieferung. Die KOM 8402, 8403 und 8407 tauschten im November 1995 anläßlich ihrer Umstationierung von Bochum nach Witten ihre Bochumer Zulassungen gegen solche des Ennepe-Ruhr-Kreises ein. Mit Ganzreklame war KOM 8405 versehen. Sieben Bussen blieb aufgrund ihrer Ausmusterung im Dezember 1999 der Sprung ins neue Jahrtausend verwehrt. Lediglich KOM 8408 verlängerte den Einsatzzeitraum der Bogestra Standard-I-Busse auf 31 Jahre, als letzter seiner Gattung verließ er im Dezember 2000 den Wagenpark.