Bogestra: Die Gelenkbusse der ersten VÖV-Generation

Von 1970 bis 1984 kaufte die Bogestra insgesamt 94 neue Gelenkbusse der ersten Standardbusgeneration, die letzten Exemplare waren bis zum Jahre 1999 im Einsatz.

KOM 12 und 13: Büssing BS 170 V / Emmelmann
KOM 12 in Bochum an der ehemaligen Zeche Engelsburg

Über ein Jahr nach den ersten VÖV-I bei der Bogestra folgten im Dezember 1970 die ersten Gelenkwagen im Standard-Stil. Es waren Büssing BS 170 V mit Emmelmann Aufbauten. Die Typenbezeichnung BS 170 V war jenen Büssing Gelenkwagen vorbehalten, die Büssing selbst vermarktete. Im Gegensatz hierzu stehen die zahlreichen Bodengruppen mit der Typenbezeichnung VG 16. Stolze 210 PS gab der U 11 D-Motor an den Voith-Diwabus-Getriebeautomaten weiter, der die Leistung auf die mittlere Achse übertrug. Das Karrosseriedesign der "Emmelmänner" war hier weitgehend den VÖV-Vorgaben angeglichen. Sie besaßen die typischen VÖV-Innenschwenktüren aber nicht den VÖV-Fensterteiler. Die Fußbodenhöhe war aufgrund des Unterflurmotors im Vorderwagen eine Stufe höher als bei den Solowagen. Zur Sicherung der Automatik-Türen an den Einstiegen 2 und 3 waren Pendelschranken eingebaut. Steckschilder in den Linienkästen zeigten den Fahrgästen Fahrtziel sowie Liniennummer an.

Zwischen November 1980 und Januar 1981 schieden die in Bochum angemeldeten Busse bei der Bogestra aus.

Und so sah ein BS 170 V von innen aus

KOM 14 und 15: MAN 890 SG
KOM 15 auf dem alten Betriebshof Bochum-Altenbochum
Nur einen Monat nach den Büssing Gelenkbussen folgten die ersten MAN Standardgelenkbusse vom Typ MAN 890 SG mit Nachläufer von Göppel. Insgesamt 67 Busse dieses Typs bzw. SG 192, wie er ab 1972 benannt wurde, kaufte die Bogestra bis 1977. Technisch waren sie alle mit D 2156 HM-Motor mit 192 PS Leistung und einem Voith Diwabus-Getriebautomaten weitgehend identisch. Bis Mitte der 1980er Jahre prägte der MAN Unterflurmotorgelenkbus das Verkehrsgebiet der Bogestra, während die beiden Ersten bereits zwischen Juni 1982 und Januar 1983 verkauft wurden.

KOM 16 bis 22: MAN 890 SG

Erst im Januar 1972 beschaffte die Bogestra wieder Gelenkbusse. Die sieben diesmal in Gelsenkirchen zugelassenen Busse entsprachen den 1970 in Dienst gestellten Wagen des gleichen Typs.

1983 wurden sie ausgemustert.


KOM 23 bis 26: MAN SG 192
Im Jahr 1972 stellte MAN seine Typenbezeichnungen um und aus dem 890 SG wurde fortan der SG 192. Diesem Typ entsprachen die vier im Juli 1972 angeschafften und in Witten zugelassenen Busse, die zwischen 1983 und 1984 ausgemustert wurden.

KOM 27 bis 37: MAN SG 192
Eines meiner ersten Fotos. Den fehlenden Nachläufer bitte ich zu entschuldigen!
Weitere 11 Gelenkwagen des inzwischen bewährten Typs wurden im Juli 1973 in Bochum angemeldet und blieben bis 1986 im Bestand.

KOM 38 bis 50: MAN SG 192
Im Hintergrund lauert die Ablösung...

Zwischen Juli und August 1974 folgten weitere grüne MAN Gelenkbusse, nun mit dem Braunschweiger Löwen anstelle des Diesel-Schriftzuges auf der mittleren Frontklappe. Erstmalig wurden hier die bisherigen Pendelschranken an den Türen 2 und 3 durch Lichtschranken ersetzt. Zu Beginn der 1980er Jahre erfolgte der Ersatz der bisherigen Beschilderung mit Steckschildern durch Rollbandapparate.

Zwischen April 1986 und April 1987 wurden die letzten grünen Gelenkbusse der Bogestra durch die ersten Standard-II Gelenkbusse ersetzt. Mit ihrer Ausmusterung verschwand auch das Kennzeichen WAN von Omnibussen der Bogestra.


KOM 51 bis 80: MAN SG 192
Maifeiertag 1986 am Bochumer Hauptbahnhof

Mit der 1975er Lieferung änderte sich das Erscheinungsbild der Bogestra Omnibusse. Die traditionelle dunkelgrün/hellgrüne Lackierung wurde durch coloradogelb/türkis ersetzt, was den Bussen ein zeittypisches Aussehen aber auch eine Unverwechselbarkeit gab. Das coloradogelb, eigentlich ein Orangeton, wurde konsequent auch im Fahrgastraum angewandt: Bestuhlung, Seiten- und Dachverkleidung verrieten einen ehemaligen Bogestra-Bus auch dann noch, wenn der späterere Besitzer seine Außenlackierung änderte. In zwei Lieferungen wurden die Busse im April bzw. August 1975 in Bochum angemeldet. Im Dezember 1977 folgte der Nachzügler KOM 80, obwohl auch er vom Baujahr 1975 war. Auch bei dieser Serie wurden die Steckschilder durch Rollbandapparate ersetzt.

Die Ausmusterungen setzten 1987 mit KOM 62 ein, zogen sich jedoch bis 1993 hin. Zum Schluß hatten die inzwischen 18 Jahre alten Busse ganz viele zusätzliche braun eingefaßte Fensterchen in den Karosseriewänden...


KOM 81 bis 83: MAN SG 220
Das Bild zeigt KOM 83 in der "Mc Donald's-Kurve" am Bochumer Hauptbahnhof

Vom 1976 erstmalig vorgestellten neuen MAN Typ SG 220 beschaffte die Bogestra lediglich drei Exemplare im Dezember 1978. Analog zum MAN SL 200 erfolgte hier der Einbau eines Motors der D 2566-Baureihe sowie von Außenplanetenachsen anstelle der bisherigen Steckachsen. Ebenfalls neu war bei Bogestra-Gelenkbussen die Verwendung eines Renk-Getriebes, es entsprach hier dem Typ Doromat 874A. Mit diesen Bussen erschien erstmalig das Kennzeichen EN für den Ennepe-Ruhr-Kreis auf Omnibussen der Bogestra.

Nach 15 Jahren Einsatz wurden die Wagen im November 1993 abgemeldet.


KOM 84 und 85: MAN SG 240 H
KOM 84 am ZOB Gelsenkirchen Hauptbahnhof

Im Dezember 1980 erschienen bei der Bogestra die ersten Gelenkbusse mit Heckmotor vom Typ MAN SG 240 H. Auch bei diesen Fahrzeugen übernahm Göppel die Herstellung der Nachläuferaufbauten. Völlig neu war das Antriebskonzept: Der im Heck eingebaute Motor vom Typ D 2566 MUH mit 240 PS trieb die über eine lange und im Bereich des Drehkranzes gelenkige Kardanwelle die mittlere Achse an. Das Renk-Getriebe vom Typ 874H befand sich ebenfalls im hinteren Fahrzeugteil.

Bis 1996 verkehrten diese in Wanne-Eickel bzw. Gelsenkirchen-Ückendorf stationierten und in Bochum angemeldeten Busse.


KOM 86 II und 87 II: MAN SG 240 H
KOM 87 II an der Endstelle der Linie 368 in Bochum am Ruhrpark

Die folgenden Serien von MAN SG 240 H wurden komplett von MAN gebaut. Sie ließen sich anhand kleiner Karosserieänderungen von den Göppel-Varianten unterschieden. Die im Dezember 1982 in Bochum zugelassenen Busse trugen die Nummern 86 und 87 in Zweitbesetzung, nachdem die ursprünglichen KOM 86 und 87, zwei MB O 305 G, in 90 und 91 umgenummert wurden. KOM 86 erhielt Ende der 1980er Jahre eine Ganzreklame und später dann nach der Löschung derseben als einziger Standard-I der Bogestra eine Lackierung im "StadtLinie"-Design.

1996 wurden beide Busse verkauft.

Das andere Ende der Linie 368: KOM 86 hinter dem Bunker am Hauptbahnhof Wanne-Eickel

KOM 86 I und 87 I bzw. 90 und 91: MB O 305 G
Flammneu: KOM 87 in Gelsenkirchen

Zeitgleich mit den ersten MAN SG 240 H beschaffte die Bogestra zur Erprobung zwei Schubgelenkbusse vom Typ MB O 305 G. Sie bekamen die Betriebsnummern 86 und 87 im Anschluß an die 84 und 85 benummerten MAN SG 240 H. Als sowohl die Beschaffung weiterer MAN wie auch MB Gelenkwagen feststand wurden sie in 90 und 91 umgenummert um die Typen in geschlossenen Zahlenblocks unterzubringen. Der eingebaute Mercedes-Benz "Oel-Motor" OM 407 hX leistete 240 PS.

Zeitgleich mit den ersten MAN SG 240 H erfolgte 1996 die Ausmusterung dieser in Bochum zugelassenen Busse.


KOM 92 bis 96: MB O 305 G
KOM 96 schlängelt sich die Dahlhauser Berge zur Ruhr hinunter
Die Bewährung der ersten MB O 305 G führte bei der Bogestra dazu, auch in den Folgejahren immer wieder Gelenkbusse dieses Fabrikates zu beschaffen. Im Dezember 1982 folgten daher fünf weitere in Bochum zugelassene O 305 G, die bis 1996 bzw.1997 im Bestand blieben. KOM 94 trug dabei seit 1992 eine Ganzreklame.

KOM 8361 bis 8365: MAN SG 240 H
KOM 8364 an der Endstelle der Linie 349 in Bochum-Weitmar, Am Holtkamp

Zunächst hielt die Bogestra jedoch an den mittelachsangetriebenen MAN SG 240 H fest. Im Dezember 1983 folgten fünf in Bochum zugelassene Exemplare. Eckfenster im Heck unterschieden diese und die folgende Serie von den bis dahin beschafften Bussen gleichen Typs.

Zwischen Dezember 1997 und Dezember 1998 verkaufte die Bogestra diese Serie.


KOM 8461 bis 8466: MAN SG 240 H
Einsatzwagen auf der Linie 390 in Wattenscheid am August-Bebel-Platz

Die letzten Gelenkbusse im Standard-I Design wurden im Dezember 1984 neu gekauft. Sechs weitere weitere MAN SG 240 H stehen am Ende einer Entwicklung, die einst mit den zwei Büssing BS 170 V begann. Diese Serie war mit der 1983er Lieferung äußerlich identisch, besaß jedoch den MAN D 2866 UH Motor mit 240 PS. Wurden die Fahrzeuge bei ihrer Auslieferung in Bochum zugelassen, bekamen sie bei der großen Ummeldung Kennzeichen entsprechend ihrem Betriebshof Gelsenkirchen-Ückendorf.

Im Dezember 1998 wurden erste Wagen abgemeldet, die verbliebenen zwei schieden als letzte SG I im Dezember 1999 aus dem Betriebsbestand aus.


KOM 9399: MB O 305 G
Die Flaggen verraten es: Cranger Kirmes!
Infolge eines eklatanten Mangels an Gelenkbussen entschied die Bogestra erstmalig, einen Gebrauchtbus dauerhaft zu beschaffen. Im März 1993 kaufte sie daher von der Kraftverkehr Wupper-Sieg deren KOM 196, einen MB O 305 G vom Baujahr 1980. Der Bus wurde aufgearbeitet und neulackiert, jedoch nicht im aktuellen "StadtLinie"-Design sondern im inzwischen auch schon wieder traditionellen coloradogelb/türkis. Mit seiner Stülb-Front hob er sich deutlich von den neubeschafften MB O 305 G ab. "Versehentlich" bekam er nach seiner im Januar 1997 erfolgten Umstationierung von Gelsenkirchen nach Bochum auch eine Bochumer Zulassung: Richtlinien der Bogestra sahen vor, ab 1995 nur Busse mit niedrigeren Nummern (gleich Baujahren) als 1984 auf die entsprechenden Betriebshöfe umzumelden. Bei älteren Bussen verzichtete man aufgrund der verbliebenen Restnutzungsdauer auf diese Aktion. Als 1993er Bus übersah man sein wahres Alter und er bekam für 11 Monate bis zu seiner Ausmusterung im Dezember 1997 trotzdem ein neues Kennzeichen.