Bogestra: Die Niederflurbusse

Auch bei der Niederflurtechnik gehörte die Bogestra zu den Trendsettern unter den deutschen Verkehrsbetrieben. Bereits im Frühjahr 1990 erschienen die ersten Vertreter einer Gattung, die bis heute den innerstädtischen Linienverkehr dominiert.

KOM 8901 bis 8923: MAN NL 202
KOM 8920 durcheilt die Mc Donald's-Kurve am Bochumer Hauptbahnhof

Nachdem im März und April 1989 der Wagen 2099 der BVG Berlin zu Testzwecken bei der Bogestra weilte, entschloß sich das Unternehmen bei der nächsten Busbeschaffung "auf Niederflur" zu setzen und bestellte 23 Wagen des getesteten Typs. Der Berliner Wagen war jedoch ein Dreitürer und hatte im Bereich des Mitteleinstiegs das bei den Vorserienexemplaren übliche "Hundefenster". Die Bogestra hingegen entschied sich bei ihren Wagen für die Ausführung mit Stufe, d.h. im hinteren Innenraum erfolgt der Ausgleich zum höheren Heckbereich durch eine Stufe. Diese Ausführung ist im Vergleich zu der Ausführung mit Rampe sehr selten, so beschafften u.a. Hamburg, Mainz, Nürnberg und Trier diese Version. Der mit einem Hubraum von 6,9 Litern kleinvolumige Motor vom Typ D 0826 LUH leistete 213 PS. Bei den KOM 8901 bis 8912 kam das Renk-Getriebe vom Typ 874AM zum Einbau, die Übrigen erhielten das ZF-Getriebe 5HP500.

Obwohl die Busse bereits im Dezember 1989 auf " EN " zugelassen wurden, erfolgte der erste Einsatz im Linieneinsatz am Sonntag, den 4. März 1990. Die Wagen 8901 bis 8912 wurden in Ückendorf, die Wagen 8913 bis 8923 wurden in Weitmar stationiert. Später erhielt auch Witten einige Wagen aus dieser Serie und die allgemeine Ummeldung auf die eigentlichen Standorte machte auch vor diesen Wagen nicht halt.

Erste Abgänge aus dieser Serie waren 2004 zu verzeichnen, nach der WM 2006 konnte auch auf letzten verzichtet werden.


KOM 8924 bis 8928: Neoplan N 4016
Auch die Neoplan Niederflurbusse grüßten die Burgerschmiede

Neben den 23 MAN NL 202 kaufte die Bogestra 1989 auch eine Serie von 5 Neoplan N 4016. Im Gegensatz zu den von der Bogestra beschafften Neoplan N 416 SL wurde bei den Niederflurwagen der große MAN D 2866 UH Motor mit 240 PS eingebaut, als Getrieb fand das ZF 5HP500 Verwendung. Für Wirbel sorgte ein ernsthafter Vorgang anfang der 1990er Jahre: Aus bis heute ungeklärter Ursache fuhr ein am Bochumer ZOB stehender Bus ohne zutun des Fahrers plötzlich los und ließ sich erst nach einigen Hundertmetern vom Fahrer stoppen. Ein dabei mitgerissener Passant verlor dabei sein Leben. Nicht nur aufgrund dieser Tatsache waren die Busse beim Fahrpersonal sehr unbeliebt.

Im Sommer 2003 begann mit KOM 8926 die Ausmusterung dieser immer in Weitmar stationierten Busse, 2004 waren dann alle weg.


KOM 9101 bis 9107 bzw. 9201 bis 9207: MAN NL 202
KOM 9202 auf dem Weg ins Vestische Revier

Im Januar 1992 erfolgte die Jahreslieferung von 7 weiteren MAN NL 202. Als Getriebe-Lieferant kam wieder ZF mit seinem 5HP500 zum Zuge. In den ersten Einsatzwochen trugen die Busse noch die Betriebsnummern 9101 bis 9107, sie wurden wenig später entpsrechend ihrer Erstzulassung auf 9201 bis 9207 umgenummert. Zum Sommerfahrplanwechsel 1992 wurden zwei Busse dieser Serie, KOM 9201 und 9202, nach Ückendorf umstationiert um fortan auf der CE-Linie 56 ihren Dienst zu verrichten. Für diesen Einsatz bekamen sie die entsprechende Produktlackierung "CityExpress".

Nachdem die beiden Ückendorfer auch auf GE -Kennzeichen umgemeldet wurden, schied die Serie im Jahr 2006 aus dem Bogestra-Betriebsbestand.


KOM 9301 bis 9316: MAN NL 202
Und wieder die gleiche Kurve...

Im April 1993 folgte dann die nächste Lieferung Niederflurbusse. MAN hatte inzwischen seinen NL 202 weiterentwickelt, auf die Podeste auf denen sich beim Vorgängermodell die Sitze im Bereich zwischen erster und zweiter Tür befanden konnte verzichtet werden. Von diesem intern nun als A10 bezeichneten Typ kaufte die Bogestra 16 Exemplare. Antriebstechnisch hatten sie immer noch den selben Motortyp, als getrieb kam wieder das ZF-Getriebe zum Einbau. Obwohl werkseitig noch angeboten, entschied sich die Bogestra gegen die Ausführung mit Stufe und beschaffte die wesentlich "normalere" Ausführung mit Rampe zur Überbrückung des Höhenunterschiedes im hinteren Fahrzeugbereich.

Die erste Hälfte der Lieferung wurde Weitmar zugesprochen, die Zweite bekam Ückendorf und selbstverständlich entsprachen ihre Zulassungen den Standorten. Inzwischen wurden einige Wagen zwischen den Höfen getauscht und auch Witten bekam 1997 zwei Busse aus dieser Serie ab. Erste Ausmusterungen fanden im Jahr 2006 statt.


KOM 9401 bis 9416: MAN NL 202
Romantisch gehts zu, im Zillertal! KOM 9406 an der Endstelle der Linie 354

Unspektakulär ist die 1994er Beschaffung, 16 MAN NL 202 wurden im Februar 1994 in Bochum zugelassen. Einzige Abweichung war das nun eingebaute Renk-Getriebe vom Typ 874AM.

Die KOM 9412 bis 9416 wurden später nach Ückendorf umstationiert.


KOM 9801 bis 9811: MAN NL 263
Frisch aus Salzgitter angerollt präsentiert sich KOM 9801 in Witten der Fotografin

Nach vier Jahren Pause wurden 1998 auch wieder Solofahrzeuge beschafft. Das Nachfolgemodell der bislang beschafften MAN Niederflurbusse heißt MAN NL 263. Endlich wurde bei der Bogestra der doch recht asthmatische kleine D 0826-Motor durch den großen D 2866 LUH-Motor mit 260 PS ersetzt. Nach langer Pause kamen in Bogestra-Bussen auch wieder Getriebe des Herstellers Voith zum Einbau, die entsprechende Typenbezeichnung lautet 854. Im Februar bzw. März 1999 wurden die Fahrzeuge angemeldet, die KOM 9801 bis 9805 erhielt der Betriebshof Witten, die KOM 9806 bis 9811 gingen nach Weitmar. Witten erhielt somit nach 10 Jahren erstmalig wieder Solo-Neufahrzeuge, gleichzeitig waren dies die ersten neuen Solo-Niederflurbusse für Witten!

Einige der Busse wechselten inzwischen den Betriebshof.

Vom Bus 9805 gab es seinerzeit auch ein sehr schönes, leider auch sehr seltenes Wiking-Werbemodell!


KOM 9901 bis 9915: MAN NL 263
Neu in Ückendorf: KOM 9914

Im Jahre 1999 wurden erstmalig im Rahmen der neugegründeten "Kooperation östliches Ruhrgebiet", bestehend aus Bogestra, Dortmunder Stadtwerke, Vestische Straßenbahnen und der Straßenbahn Herne-Castrop-Rauxel, gemeinsam Omnibusse beschafft. Als Hersteller für alle vier Unternehmen gewann MAN die Ausschreibung. So rollten 15 MAN NL 263 in das Betriebsgebiet der Bogestra. Antriebstechnisch waren sie mit der vorangegangenen Lieferung identisch. Alle Fahrzeuge gingen nach der Inbetriebnahme in Ückendorf zum Betriebshof Witten.

Für den Einsatz auf den Linien 364 und 366, die das größte Einkaufszentrum Deutschlands bedienen, übernahmen fünf Wagen die Ganzreklame für den "Ruhr Park" von ihren Vorgängern.